Wie kann ich die Resilienz meines Kindes stärken? Tipps und Übungen

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eine gute Bindung zwischen Eltern/Bezugsperson und Kind, sowie Interesse und Zuneigung gegenüber dem Kind einen grossen Einfluss auf die Entwicklung und die Resilienz des Kindes ausüben. Die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung ist eine Grundlage für die Aneignung von Kompetenzen zur Bewältigung von Belastungen. Emotionale Sicherheit und Verlässlichkeit der Eltern oder der Bezugsperson, sowie Akzeptanz und Wertschätzung gegenüber dem Kind spielen eine grosse Rolle

Wie kann nun aber die Resilienz des Kindes gestärkt werden? Was ist zentral und welche Übungen und Hilfsmittel gibt es?

Selbstwahrnehmung

Zentral bei der Entwicklung der Selbstwahrnehmung des Kindes ist es, dass das Kind lernt, seine eigenen Gefühle und körperlichen Zustände wahrzunehmen. Ebenso geht es darum, über die eigenen Sinne Informationen des eigenen Körpers aber auch der Umwelt aufzunehmen. Kinder sind zu Beginn ihrer Selbstwahrnehmung noch stark davon abhängig, dass erwachsene Personen ihnen Rückmeldungen und Interaktionen anbieten. So ist es den Kindern möglich ihre Gefühle und Wahrnehmungen mit Hilfe der Eltern differenziert wahrzunehmen. Dabei kann eine Gefühlsuhr/ein Emotionsrad helfen. Auf der Gefühlsuhr sind verschiedene Gefühle aufgezeichnet, wodurch das Kind lernt seine Gefühle besser zu verbalisieren. Hier finden Sie eine Vorlage um die Gefühlsuhr selber herzustellen. Ebenso bieten sich verschiedene Achtsamkeitsübungen an, welche für Kinder ausgelegt sind und in denen das Kind lernt, seinen Körper, seine Gefühle und Gedanken wahrzunehmen. Hierfür gibt es eine Bandbreite an hilfreichen Büchern mit Achtsamkeitsübungen für Kinder. Hier finden Sie kurze angeleitete Übungen, welche mit Kindern durchführbar sind.

Selbstwirksamkeit

Die Selbstwirksamkeit des Kindes kann gefördert werden, indem es lernt, Vertrauen in seine eigenen Kompetenzen zu erwerben und weiss, dass es dadurch auch mit schwierigen Situationen umgehen kann. Durch das Gefühl der Selbstwirksamkeit, lässt sich das Kind nicht von Hindernissen abschrecken und verfolgt weiterhin sein angestrebtes Ziel.

Es ist deshalb relevant, dass das Kind Schritt für Schritt lernt, dass es in der Aussenwelt etwas bewirken kann. Das Wirksamkeitsstreben ist stark abhängig von der Interaktion zwischen Kind und Bezugsperson. Eltern können die Selbstwirksamkeit stärken, indem sie das Kind verbal ermuntern: «Probiere es noch einmal, das schaffst du!». Es ist wichtig realistische Ziele zu setzen, welche das Kind auch meistern kann. Beispielsweise könnte das Kind selbst beim Nachbarskind fragen, ob es spielen möchte. Oder das Kind deckt nicht gleich den ganzen Tisch, sondern ist lediglich für das Besteck zuständig. Zeigen Sie ihrem Kind, dass sie an das Kind und seine Fähigkeiten glauben. Bei grösseren Kindern bietet sich auch ein Ich-Tagebuch oder Stärke-Tagebuch an. Das Kind notiert dabei, welche Fortschritte es macht, was es bereits gut kann und welche Ziele es bereits gemeistert hat.

Soziale Kompetenz

Soziale Kompetenz bezeichnet unter anderem die Fähigkeit mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, sich ausdrücken zu können und Menschen empathisch zu begegnen,r4edefs so, dass es möglich wird in einen zwischenmenschlichen Austausch zu treten. Ein wichtiger Faktor, welcher für den Umgang in sozialen Situationen relevant ist, ist die sprachliche Fähigkeit. Bis ein Kind also die Fähigkeit besitzt, sich sprachlich auszudrücken, ist es wichtig, dass die Bezugspersonen ihre Kinder innerhalb sozialer Situationen unterstützen. Um die Empathie des Kindes zu fördern, ist es wichtig, als Bezugsperson Gefühle zu benennen und dem Kind aufzuzeigen, wie mit verschiedenen Gefühlen adäquat umgegangen wird. So lernt das Kind seine eigenen Gefühle besser kennen, was wiederum eine Voraussetzung ist, die Gefühle anderer Menschen einschätzen zu können und adäquat darauf einzugehen.

Selbstregulation des Kindes

Kinder, insbesondere Kinder welche jünger als 3. Jahre sind, benötigen für die Regulation ihrer Emotionen häufig Unterstützung (dies nennt sich Co-Regulation). Die Bezugsperson gibt hierbei empathisch Unterstützung von aussen, damit das Kind nach und nach lernt, sich selbst zu beruhigen und zu regulieren. Wichtig bei der Co-Regulation sind Angebote zum Umdeuten von Problemen, damit die Emotion sich verändern kann, sowie Gespräche über Emotionen. Zudem ist es wichtig, dass die Bezugsperson sich selbst regulieren und dies bei Möglichkeit auch verbal kommentieren kann, damit das Kind von der Bezugsperson lernt.

Für die Co-Regulation der Gefühle ist es hilfreich, wenn die Bezugsperson die Gefühle des Kindes reguliert, indem man beispielsweise das Kind tröstet und Verständnis für das Kind und seine Emotionen zeigt (z.B.: “Es ist okay das du wütend bist. Ich bin für dich da.”). Weiter ist es sinnvoll die Gefühle des Kindes zu benennen. Danach ist es hilfreich dem Kind aufzuzeigen, wie es seine Gefühle selbst regulieren kann. Für die Regulation der Gefühle gibt es ein breites Spektrum: tief einatmen, in ein Kissen boxen, brüllen wie ein Löwe, ein Kuscheltier zum Trösten nehmen, … Die Bezugsperson soll zudem das Kind ermutigen, dass es selbst hilfreiche Strategien zur Regulierung der eigenen Gefühle findet.

Problemlösefähigkeit des Kindes/aktive Bewältigungskompetenz

Aktive Bewältigungskompetenz meint, dass das Kind lernt, eigene Bewältigungsmöglichkeiten und -fähigkeiten zu entwickeln. Wie stressig oder belastend eine Situation wahrgenommen wird, hängt stark von der individuellen Einschätzung der Person ab. Wichtig ist hierbei das Coping, dies sind Bewältigungsstrategien im Umgang mit Schwierigkeiten. Bewältigungsstrategien können günstig (z.B.: Problemlösen, positive Selbstermutigung) oder ungünstig (z.B.: Aggression, Resignation) sein. Wichtig ist auch hier, dass die Bezugspersonen den Kindern eine verlässliche und verständnisvolle Unterstützung anbieten. Ein zu viel an Unterstützung kann aber auch ungünstige Auswirkungen haben. Deshalb ist es sinnvoll, die Unterstützung an die individuellen Bewältigungsprozesse des Kindes anzupassen und immer wieder neu zu justieren. Die Bezugsperson kann das Kind bei einer Problemlösung unterstützen, indem sie zuhört, beobachtet und die Lösungsfindung des Kindes mit Fragen unterstützt und anregt.

Quellen:

Rönnau-Böse, M., & Fröhlich-Gildhoff, K. (2020). Resilienz und Resilienzförderung über die Lebensspanne. Kohlhammer Verlag. 

Zander, M., & Roemer, M. (Hrsg.). (2011). Handbuch Resilienzförderung (1. Aufl). VS, Verl. für Sozialwiss. 

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