Was bedeutet Resilienz?
Der Begriff Resilienz stammt aus dem Lateinischen und meint etwas, dass so elastisch ist, dass es wieder in seinen Ursprungszustand zurückkehrt, egal wie sehr man es verzieht. Resilienz im psychologischen Verständnis bezeichnet die Widerstandskraft gegenüber belastenden oder schwierigen Lebensumständen. Eine resiliente Person kann also belastende Situationen erfolgreich bewältigen.
Resilienz ist weder nur angeboren noch nur das Resultat äusserer Lebensumstände. Resilienz entwickelt sich durch ein Zusammenspiel mit der Umwelt, um die Menschen zu befähigen, schwierige Lebenssituationen zu bewältigen. Dies verdeutlicht, weshalb es möglich ist, dass jeder Mensch unterschiedlich auf dieselbe belastende Situation reagieren kann. Resilienz kann als eine Art Pufferfunktion verstanden werden, die es ermöglicht mit schwierigen Situationen erfolgreich(-er) umzugehen.
Schützende Faktoren und Risikofaktoren
Wenn über Resilienz gesprochen wird, fallen oft auch Bezeichnungen wie schützende Faktoren (auch protektive Faktoren genannt) und Risikofaktoren. Schützende Faktoren können eine potenziell belastende Situation abfedern und ermöglichen im besten Fall eine positive Anpassung oder Bewältigung der Situation. Risikofaktoren mindern eher die Fähigkeit zur Resilienz und zu einer erfolgreichen Bewältigung schwieriger Situationen.
Welche schützenden Faktoren sind für Kinder relevant?
Emmy Wegener, eine Psychologin aus Amsterdam, hat sich anhand verschiedener bereits bestehender Studien, ausführlich mit der Frage nach schützenden Faktoren bei Kindern auseinandergesetzt. Sie definiert drei Gruppen von schützenden Faktoren, welche für Kinder von grosser Bedeutung sind:
- Schützende Faktoren im Kind
-
- Temperamenteigenschaften der Kinder, welche positive Reaktionen bei der Erziehungsperson hervorrufen (Hilfe erbitten, wenn sie benötigt wird, Geselligkeit, aktiv, Ausgeglichenheit)
- Die Fähigkeit seine Intelligenz zu nutzen
- Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und das Wissen zur Selbstwirksamkeit
- Schützende Faktoren in der Familie
- Aufbau einer frühen und engen Bindung mit einer emotional stabilen Person
- Haushalte mit Struktur und Regeln
- Förderung von emotionaler Mitteilsamkeit
- Schützende Faktoren im weiteren sozialen Umfeld
- Positive Rollenmodelle ausserhalb der Familie, sowie ein Umfeld, welches ermöglicht, emotional Hilfe zu erhalten
Resilienz ist also keine angeborene Eigenschaft, sie kann sich entwickeln und es ist möglich sie zu stärken, wobei die frühen Lebensjahre für die Resilienz zentral sind.
Quellen:
Zander, M., & Roemer, M. (Hrsg.). (2011). Handbuch Resilienzförderung (1. Aufl). VS, Verl. für Sozialwiss.
Frey, D. (Hrsg.). (2016). Psychologie der Werte. Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-48014-4
Thun-Hohenstein, L., Lampert, K., & Altendorfer-Kling, U. (2020). Resilienz – Geschichte, Modelle und Anwendung. Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie, 19(1), 7–20. https://doi.org/10.1007/s11620-020-00524-6
Opp, G., Fingerle, M., Suess, G. J., & Becker-Stoll, F. (Hrsg.). (2020). Was Kinder stärkt: Erziehung zwischen Risiko und Resilienz (4., neu bearbeitete Auflage). Ernst Reinhardt Verlag.